Informationen zur Kombinationsbehandlung

Warum Gruppe? Auf dieser Seite möchte ich einen Überblick verschaffen, wie eine Kombinationsbehandlung in meiner Praxis abläuft.

„Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen – er wird allein sein.
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten? Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen – zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.“

Richard Beauvais (1964)

Kombinationsbehandlung bedeutet ein Mix aus Gruppe und Einzel, wobei die Gruppentherapie schwerpunktmäßig stattfindet. Eine Einzelsitzung dauert in der Regel 50 Minuten, eine Gruppensitzung dauert 100 Minuten. Die Gruppe findet in der Regel wöchentlich (ggf. auch alle zwei Wochen) statt. Einzelsitzungen können nach Bedarf vereinbart werden. Die Sitzungstermine und der Gruppenplatz werden fest vereinbart und von der Psychotherapeutin für den Patienten / die Patientin bereitgehalten.

  • Es handelt sich um kleine Gruppen (bestehend aus max. 6 Teilnehmenden).
  • Es handelt sich um zieloffene Gruppen, d. h. es wird individuell auf die Themen eingegangen, die die unterschiedlichen Teilnehmenden gerade beschäftigen. Alles, was auch Thema in der Einzeltherapie ist, kann ein Thema für die Gruppe sein (Ausnahme: intensive, emotionale Trauma-Bearbeitung und detaillierte Schilderungen von Suizidalität)
  • Es ist eine halboffene Gruppe, d. h. die Gruppe ist geschlossen, es können jedoch bei freien Kapazitäten neue Teilnehmende dazu kommen
  • Die Gruppe soll ein sicherer Ort sein, an dem Sie sich öffnen können. Hierfür braucht es Gruppenregeln.

Gruppenregeln

  • Schweigepflicht. Alles, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe!
  • Wertschätzender, respektvoller Umgang. Ich möchte Sie einladen, eine Haltung der Achtsamkeit (wahrnehmen ohne zu bewerten) und Akzeptanz einzunehmen.
  • Gruppe als Übungsfeld, bei sich zu bleiben und immer wieder zu sich zurückzukehren. Feedback in Ich-Form, keine Ratschläge (viele Ratschläge kann man auch als Ich-Botschaft / eigene Erfahrung formulieren, z. B. „Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich…“). Außerdem möchte ich Sie einladen, den Bogen immer wieder zu sich selbst zu schwenken und sich zu fragen: „Warum ist es mir gerade so wichtig, der Person zu helfen? Was hat das mit mir zu tun? Was spüre ich bei mir?“
  • Rückmeldung nach folgendem Schema: 1) Was nehme ich bei dir wahr, z. B. Art und Weise des erzählten, Mimik und Gestik, ausgedrückte Gefühle. 2) Was nehme ich bei mir wahr? (bezieht sich auf Ihre Gefühle und eigene Erfahrungen)
  • Ich als Therapeutin achte auf die Gruppenregeln, halte die Struktur und grenze eventuell ein. Die Struktur besteht aus einer Eingangsgrunde („Ist etwas aus der letzten Sitzung offengeblieben? Was beschäftigt mich gerade? Gibt es ein Thema für die Gruppe?“) und einer Abschlussrunde („Wie gehe ich jetzt? Was war heute wichtig für mich?“). In der Zwischenzeit werden Themen bearbeitet (siehe unten: mögliche Themen)
  • Sie müssen gar nichts! Es gibt keinen Druck, sich einzubringen. Sie dürfen auch nur beobachten. Die einzige Bedingung: Einbringen in Eingangs- und Schlussrunde. Achten Sie auf Ihre Grenzen. Ich möchte Sie auch einladen zu überprüfen, ob Sie vermeiden oder für sich sorgen (Vermeidung vs. Selbstfürsorge).
  • Aussteigen ist jederzeit möglich. Wenn Sie merken, dass Sie nicht mehr an der Gruppe teilnehmen möchten, bitte ich Sie, noch einmal an der Gruppe teilnehmen, um dies den anderen Teilnehmenden mitzuteilen und sich zu verabschieden.
  • Störungen haben Vorrang. Wenn es Ihnen akut schlecht geht, haben Sie gegenüber anderen Themen in der Gruppe Vorrang. Sie dürfen sich mit Ihrem Thema zeigen. Dies kann entweder sein, dass Sie z. B. Liebeskummer haben und diesen plötzlich spüren. Auch kann es sein, dass etwas am Gruppenthema nicht passt, z. B. Thema erinnert Sie zu sehr an Trauma. Eine Störung ist auch, wenn es einen Konflikt in der Gruppe gibt, z. B. ein Patient hat erneut viel Raum eingenommen und Sie wurden wieder nicht gesehen

Eine bis zwei Patienten entscheiden sich pro Sitzung für eine intensivere Gruppenarbeit (sog. „Indexpatient:in“)

Mögliche Themen in der Gruppe

  • Eigenes Thema: Patient bringe eigenes Thema ein. Schildert sein inneres Erleben. Teilt der Gruppe mit, was gerade in ihm vorgeht. Bsp.: Eine Pat. äußert in der Anfangsrunde, dass sie sich aktuell stark überfordert fühle und wünscht, dieses Thema in der Gruppe weiter zu vertiefen. Alles, was Sie beschäftigt und was Sie sonst auch in der Einzeltherapie einbringen, kann ein Thema für die Gruppe sein.
  • Ein Patient zeigt sich, wie es ihm aktuell mit der Gruppe geht (z. B. Scham, fühle mich ausgeschlossen, fehl am Platz, einsam).
  • Beziehungsklärung: Auf Wunsch kann die Gruppe genutzt werden, als ein Übungsfeld, um Konflikte, z. B. mit anderen Teilnehmern, zu klären.
  • Fortschritt / schönes Erlebnis / Ressource teilen: Sie erzählen uns, wo Sie einen Fortschritt gemacht haben oder teilen ein positives Erlebnis mit der Gruppe.
  • Allgemeines Thema mit Wunsch, von der Therapeutin Input zu bekommen, z. B. die Gruppe wünscht sich, allgemein über das Thema „Stress“ zu sprechen oder möchte mehr, über Skills lernen, oder den Umgang mit Rückfällen in dysfunktionale Verhaltensweisen.